Öffentlicher Vortrag auf der 15. Internationalen Tagung der ESWTR
Donnerstag, 29. August 2013
19:30 Uhr
Haus der Kirche
Häufig haben Bezugnahmen auf Religion und Gott zur Stützung konservativer Politik und des Status Quo gedient. Doch lassen sich diese Themen heute nicht auch anders und aussagekräftiger zur Sprache bringen? Bezugnahmen auf Religion und Gott prägen sich in unterschiedlichen sozialen Bewegungen in verschiedener Weise aus. Zu diesen Bewegungen gehört die jüngste „Occupy Wall Street"-Bewegung, in der sich die Wünsche nach wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Veränderungen bündeln.
Kwok und Rieger plädieren für ein neues politisches Subjekt, „die Menschenmenge", die im Schnittpunkt [intersection] zwischen verschiedenen Basisbewegungen und -theologien entsteht, zu denen feministische Theologie, die lateinamerikanische Befreiungstheologie und die koreanische Minjung(Volks)-Theologie zählen. Im Zuge dessen wandeln sich die Religion, Gott und die Politik und können echte Befreiungsimpulse geben.
In diesem Vortrag verknüpfen sich die neuen und komplementären Perspektiven zweier Theologinnen, die in unterschiedlichen internationalen Kontexten arbeiten und lehren. Im Bereich von Religion und Theologie ist Kwok eine Vorreiterin von postkolonialen Theorien und Kulturwissenschaften. Rieger hat einem neuen Verständnis von Ökonomie und Klasse im Bereich von Religion und Theologie den Weg bereitet, wobei auch sie im Gespräch mit postkolonialen Theorien und Kulturwissenschaften ist.
Prof Dr. Kwok Pui-Lan
Kwok Pui-Lan hat die William F. Cole Professur für „Christian Theology and Spirituality” an der Episcopal Divinity School in Cambridge, MA inne. Ihre Promotion schloss sie an der Harvard University ab. Außerdem erhielt sie den Dr. theol. (honoris causa) der Theologischen Universität Kampen (Niederlande) sowie der Uppsala Universität (Schweden). 2011 war sie Präsidentin der American Academy of Religion.
Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte:
- (Asiatische) Feministische Theologie
- Hermeneutik
- Weltchristentum
- Postkolonialismus
- Religion und Kultur
- Asiatische Religionen
- Ökumene
Prof. Dr. Jörg Rieger
Jörg Rieger ist Professor of Constructive Theology der Perkins School of Theology an der Southern Methodist University in Dallas, Texas. In seinen Werken entwickelt Rieger eine gegen Imperialismus und Kolonialismus gerichtete theologische Hermeneutik und beleuchtetet das Wirken Jesu vor dem Hintergrund des römischen Imperiums neu. Neben seiner Weiterentwicklung befreiungstheologischer Theologien widmet sich Prof. Rieger postkolonialen und postmodernen Theorien, insbesondere im Hinblick auf internationale Verflechtung und Globalisierungsprozesse. Prof. Dr. Jörg Rieger ist ordinierter Pastor der United Methodist Church. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen:
(mit Kwok Pui-lan) Occupy Religion: Theology of the Multitude (2012).
Traveling: Christian Explorations of Daily Living (2011).
Globalization and Theology (2010).
No Rising Tide: Theology, Economics, and the Future (2009).
Christ and Empire: From Paul to Postcolonial Times (2007).
Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte:
- systematische und konstruktive, historische und kontemporäre Theologien, Befreiungstheologien sowie Theologie und Religion in ihrem sozialen Kontext
- anti-imperialistische und finanzmarktkritische Theorie an den Schnittpunkten von Theologie, Sozial- und Kulturwissenschaften und Wirtschaftstheorie
- Anknüpfung an und Weiterentwicklung von Theorie und aktivistischen Strategien der Option für die Armen